Das Leben als Mensch mit Handicap von Martin Krefta
Schmerzen sind vergänglich, was bleibt ist der Stolz!
Wer ich bin? Mein Name ist Martin Krefta, Baujahr 1996, und dies ist ein Teil meiner Lebensgeschichte als Mensch mit Handicap. Welche Erkrankungen ich habe, wirst du beim weiterlesen erfahren. Als Erstes werde ich ein wenig von mir erzählen, damit du dir ein Bild von mir machen kannst.
Ich habe kurze braune Haare, grün graue Augen, mehrere Tattoos (eins eines Weißkopfseeadlers auf meinem linken Oberarm, ein Dolch mit der Inschrift Kämpfer auf der Innenseite meines rechten Unterarms, Boxhandschuhe mit dem Spruch Schmerzen sind Pokale des Krieges auf dem rechten Schulterblatt, ein YingYang Zeichen am linken Knöchel und einen Falken auf dem rechten Oberarm), habe eine sehr dunkle Stimme und einen gepflegten Bart.
Woran man mich erkennen kann, ist der Rollstuhl. Ab und an bin ich an meinem Rollator, aber weite Strecken, eigentlich immer im Rollstuhl. Da kann ich meine erste Behinderung nennen, das ist die Nervenkrankheit, Polyneuropathie. Festgestellt wurde sie 2014 in der Uniklinik Köln. Bis 2018 konnte ich noch normal gehen, aber seit 2018 bin ich sehr häufig auf den Rollstuhl und den Rollator angewiesen. Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, die Reizweiterleitung ist gestört oder funktioniert gar nicht mehr.
Am schlimmsten sind die Nerven in meinen Beinen betroffen, allerdings ist die Poly in meinem ganzen Körper. So sind auch die Nerven in meinen Ohren sehr stark betroffen, deswegen bin ich auf dem rechten Ohr fast taub. Du fragst dich nun warum ich keine Hörgeräte oder Implantate nutze, oder? Ganz einfach, das funktioniert einfach nicht.
Bis 2014, war ich leidenschaftlicher Boxer, aber mit der Nervenkrankheit ist es leider unmöglich geworden. Dezember 2012 wurde mein Trainer Stefan Raaff erschossen, der mein Vorbild, Mentor und großer Bruder war. Wenn ich Probleme hatte, ganz egal welche, ob in der Schule oder Zuhause, konnte ich immer mit ihm reden! Der Verlust quält mich immer noch, die ersten zwei Jahre waren wirklich auf gut Deutsch, scheiße ohne ihn!
Ich sage dir jetzt meine zweite Behinderung, die mich schon länger begleitet als die Polyneuropathie, ich bin blind, auf Grund einer Augenkrankheit, diese nennt sich, Retinitis pigmentosa. Festgestellt wurde dieser auch in der Uniklinik Köln im Jahre 2004. Die Augenkrankheit macht von Tag zu Tag die Augen schlechter, deswegen bin ich offiziell seit 2012/2013 blind.
Es war schon mega scheiße, plötzlich im Dunkeln zu stehen, auch wenn ich ab und an noch hell sehe, aber verflucht, ich habe jede, aber auch wirklich jede Konsole entweder angespielt oder gespielt! Das soll jetzt nicht heißen, dass ich nur zocken im Kopf hatte und nichts anderes. Natürlich habe ich auch etwas anderes gemacht, wie zum Beispiel mit Freunden getroffen, Fahrrad gefahren, Fußball/Basketball gespielt, Keyboard gespielt und vieles mehr, aber sehr viel was ich früher gemacht habe kann ich als blinder nicht mehr machen. Es war schon eine extreme Umstellung von sehend zu blind, aber wenn man so eine Mega liebe Familie/Freunde hat, geht es sehr gut!
Zum Glück bin ich in einer Zeit blind geworden, in der Technik eine sehr große Rolle spielt. Natürlich gibt es auch blinde die nichts mit Technik zu tun haben, aber wenn ich ehrlich bin, ohne Technik also ganz ohne, ist es für mich schwer vorstellbar. Bei mir findet ihr allerhand an Technik, ob es das Smartphone, der Fernseher oder die Alexa ist, ich bin immer online.
2015 habe ich dann die Apfel-Community gegründet, um eine Schnittstelle für Menschen mit Einschränkung und Sehende zu schaffen. Kurz zur Apfel-Community, die Apfel-Community behandelt eigentlich nur Themen von Apple, aber ab und zu erlauben wir auch Themen wie Samsung und Co. Wenn du Fragen/Probleme hast, dann trete unserer Community in Facebook bei. Es gibt uns als Facebook-Seite, Facebook-Gruppe und als YouTube Kanal.
In Jahr 2022 wurde ich Mitglied des Schreibzirkels BLAutor, einem Arbeitskreis sehbehinderter und blinder Autoren, den es schon seit über dreißig Jahren gibt.
Anleitungen von mir aus der Apfel-Community
Das ist/war es erst einmal von mir, ich denke du wirst mich nach und nach weiter kennenlernen. Wenn du Fragen hast, dann stelle sie mir und sei nicht schüchtern, man braucht mich nicht mit Samthandschuhen anfassen, denn ich bin auch nur ein Mensch, habe vielleicht mehrere Behinderungen, aber Mensch ist Mensch.
Nachtrag:
Einen Spruch zum Nachdenken Schmerzen sind Pokale des Krieges!